Sachsens Ministerpräsident Kretschmer übergibt Fördermittelbescheid – Projekt bezogen auf das informelle Netzwerk »Erlebnisregion Dresden« in Höhe von rund 330.000 Euro
Von Dr. h.c. Bernhard Heck
Vor dem Hintergrund der erfolgreichen Entwicklung des europäischen Halbleiterstandorts Dresden und der Region fördert der Freistaat die Bemühungen um eine noch intensivere Zusammenarbeit der Kommunen. Die Landeshauptstadt Dresden und Umlandkommunen haben mit Unterstützung des Freistaates das Projekt »Intensivierung der Kooperation zur Entwicklung des europäischen Halbleiterstandorts Region Dresden« auf den Weg gebracht, dass die institutionelle Zusammenarbeit der kommunalen Akteure ausgebaut werde. Die interkommunale Kooperation soll nun weiter gestärkt werden. Bis Ende 2025 sollen beispielsweise die Potenziale für Wohnbau- und Gewerbeflächen in der Region ermittelt und dem erwarteten Zuzug von Arbeitskräften sowie der damit verbundenen Einwohnerentwicklung gegenübergestellt werden.

Ministerpräsident Michael Kretschmer und der in Vertretung agierende Abteilungsleiter Dr. Stephan Rohde (Vertretung der verhinderten Staatssekretärin im Staatsministerium für Regionalentwicklung, Barbara Meyer), sowie Regina Kraushaar, Präsidentin der Landesdirektion, überreichten in Dresden einen entsprechenden Zuwendungsbescheid in Höhe von rund 330 000 Euro an die kommunalen Spitzenvertreter, stellvertretend an Ralf Müller, Bürgermeister der Stadt Dohna und Sprecher des Netzwerks „Erlebnisregion Dresden“. Die Landesdirektion Sachsen begleitet die einzigartige Entwicklung der sächsischen Halbleiterindustrie bereits seit vielen Jahren. In verschiedenen Fachbereichen, so im Immissions- und Arbeitsschutz oder im Wasserrecht verantwortet die Behörde Genehmigungsverfahren für die großen Halbleiterfabriken. Im Moment arbeiten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in diesem Bereich an mehreren Projekten von großer Bedeutung: Zu nennen sind hier die Ansiedlung von esmc sowie die Ausbauvorhaben von Infineon und Bosch im Dresdner Norden.
Regierungschef Kretschmer betonte: „Die Milliarden-Investition des taiwanesischen Halbleiterkonzerns TSMC ist ein herausragender Erfolg für Sachsen, Deutschland und ganz Europa. Sie festigt Sachsens Position als führender Hightech-Standort und bietet enorme Chancen für die gesamte Region. Mit dem weiteren Wachsen des größten europäischen Mikroelektronik-Clusters ist die Landesdirektion Sachsen, auch in anderen Arbeitsfeldern gefragt. Wir unterstützen die Kommunen als Bündelungs- und Koordinierungsbehörde, dass die mit der Entwicklung des Halbleiterstandortes verbundenen Herausforderungen an die kommunale Infrastruktur klug bewältigt werden. Mit der Förderung des Netzwerkes „Erlebnisregion Dresden“ werden die 21 Netzwerk-Kommunen dabei unterstützt.“
Auftragsfertiger TSMC sowie Bosch, Infineon und NXP begannen im Sommer mit dem Bau des neuen Chip-Werks in Dresden und stellen damit die Region auf den Prüfstand. Das Joint-Venture heißt ESMC (European Semiconductor Manufacturing Company).Die drei Europäer halten je zehn Prozent, die Taiwaner 70 Prozent der Anteile. In Dresden sollen rund 2.000 neue Arbeitsplätze entstehen. Erste Stellen sind nach Angaben von ESMC bereits in der Ausschreibung. Damit etabliert sich Dresden weiter als Standort in der Chipfertigung, es gibt bereits Werke von Infineon, Bosch und GlobalFoundries, Infineon plant so Oberbürgermeister Hilbert „the fourth field for its cip factory“. So positiv das klingt, so groß sind die Anforderungen an die Politik und die Verantwortlichen für Strukturmaßnahmen. Denn ein Großteil der Mitarbeiter wird neu in die Region ziehen, Wohnraum und Infrastruktur sind gefragt.
Ralf Müller, Bürgermeister der Stadt Dohna und Sprecher des Netzwerks „Erlebnisregion Dresden“, sagte: »Alle Bürgermeister der Erlebnisregion stehen hinter dem Vorhaben der tieferen Kooperation in der Region Dresden, da die Ansiedlung in der Größenordnung nur gemeinsam zum Erfolg gebracht werden kann. Wir brauchen neue, kooperative Abstimmungen, um eine gleichmäßige und schnelle Entwicklung in der gesamten Region zu sichern“. Dirk Hilbert, Oberbürgermeister der Landeshauptstadt Dresden, erklärte: „Die dynamische wirtschaftliche Entwicklung im Dresdner Norden hat Auswirkungen bis weit über die Grenzen der Landeshauptstadt Dresden hinaus. Nicht nur die Ansiedlung des Halbleiterherstellers ESMC – ein Gemeinschaftsunternehmen von Taiwan Semiconductor Manufacturing Company (TSMC), Bosch, Infineon und NXP – soll bis 2029 mit voller Kapazität arbeiten und 480.000 Chips für Automobil- und Industrieanwendungen produzieren. Gleichzeitig bringt es mehrere Tausend neue Arbeitsplätze mit sich. so planen auch viele Bestandsunternehmen Erweiterungen der Kapazitäten oder realisieren diese bereits. „Ich bin deshalb optimistisch, dass wir auch in den folgenden Jahren weiteres Wachstum sehen werden. Diese Entwicklungen bringen einen Handlungsbedarf auf verschiedenen Feldern mit sich, von technischer Infrastruktur und Verkehr über Wohnen bis hin zur sozialen Infrastruktur“. Ich bin sehr froh über die Unterstützung und den Willen zur interkommunalen Zusammenarbeit bei den 21 Städten und Gemeinden sowie den Landkreisen in der Region Dresden und danke der „Erlebnisregion Dresden“ für die Bereitschaft, hierbei eine Führungsrolle zu übernehmen und dem Freistaat Sachsen für die finanzielle Unterstützung“.
Zieht man ein Fazit der O-Töne bei der Fördermittelübergabe so sind die Amtsträger unisono sicher, dass sich die vielfältigen Aufgaben nur in Zusammenarbeit aller regionalen Partner lösen lassen. Bernd Wendsche, Präsident des Sächsischen Städte- und Gemeindetages und Oberbürgermeister von Radebeul, sieht die Region mit den Umlandkommunen auf einem guten Weg. „Die Landeshauptstadt Dresden und Umlandkommunen haben mit Unterstützung des Freistaates das Projekt »Intensivierung der Kooperation zur Entwicklung des europäischen Halbleiterstandorts Region Dresden« auf den Weg gebracht, dass die institutionelle Zusammenarbeit der kommunalen Akteure stärken soll. Mit dem Projekt widmen wir uns in einem ersten Schritt den Themen Wohnen, Gewerbe und Fachkräfte und bereiten damit einen erneuten Anlauf vor, der regionalen Zusammenarbeit eine konkretere Form zu geben. Aus den Ergebnissen des Projekts werden sich weitere Aktivitäten ableiten“.
Hintergrund: Die Sächsische Staatsregierung erwartet nach der jüngsten Ansiedlungsentscheidung von TSMC, dass weitere Zulieferer und Dienstleister folgen. Neben den damit verbundenen positiven wirtschaftlichen Effekten für Sachsen bringt diese sehr erfolgreiche Entwicklung auch infrastrukturelle Herausforderungen in der Region mit sich: Themen wie der Ausbau der Verkehrsnetze, die Sicherstellung der Energieversorgung, die Schaffung neuer Gewerbeflächen sowie die Entwicklung von Wohnraum müssen über Verwaltungsgrenzen hinweg abgestimmt und zeitnah umgesetzt werden. Die interkommunale Kooperation soll nun weiter gestärkt werden. Bis Ende 2025 sollen die Potenziale für Wohnbau- und Gewerbeflächen in der Region ermittelt und dem erwarteten Zuzug von Arbeitskräften sowie der damit verbundenen Einwohnerentwicklung gegenübergestellt werden.
Die Chiphersteller Bosch, Globalfoundries, Infineon Technologies und X-Fab bilden mit Forschung und Entwicklung sowie ihren Hightech-Werken das industrielle Rückgrat des »Silicon Saxony«. Ihre Halbleiterprodukte sind Treiber der Digitalisierung, ihre Produktionsstätten sind beste Beispiele für Industrie 4.0. Um die großen Chipfabriken herum hat sich in Sachsen ein erfolgreicher Mittelstand entwickelt. Hier konzentrieren sich immer mehr »Fabless Companies«, also Chip-Spezialisten ohne eigene Fertigung, IT-Firmen, Equipment Hersteller sowie andere Zulieferer und Dienstleister.
Einschub: Vor dem Hintergrund der unzureichenden Halbleiter-Resilienz Europas und hohen Abhängigkeit von Halbleiterimporten hatte die Europäische Kommission Anfang 2022 (!) ein umfassendes Maßnahmenpaket zur Stärkung des Halbleiter-Ökosystems der EU vorgeschlagen – den „European Chips Act“ (ECA). Ziel der Kommission war es, Europas Marktanteil in der weltweiten Chipfertigung bis 2030 von lediglich 10 Prozent auf bis zu 20 Prozent zu steigern. Um dies zu erreichen, pumpte die EU-Kommission öffentliche und private Investitionen von bis zu 40 Milliarden Euro in den Markt zur Stabilisierung des ECA.
Dieser hat bereits vor seinem Inkrafttreten im September 2023, flankiert durch das Programm „Important Project of Common European Interest 2“ Mikroelektronik (ICPEI II ME), begonnen, seine Wirkung bei den Chip-Giganten zu entfalten. So heben der Neubau der »Smart Power Fab« von Infineon Technologies mit einem Investitionsvolumen von 5 Milliarden Euro und der Bau der ersten Fabrik des taiwanischen Halbleiterherstellers TSMC im Joint Venture mit Bosch, NXP und Infineon mit einem Investitionsvolumen von 11 Milliarden Euro das High-Tech-Ökosystem im Freistaat Sachsen auf eine neue Ebene.
Weitere bedeutende Halbleiterproduzenten in Sachsen erweitern ihre Kapazitäten, darunter Bosch, Globalfoundries und X-Fab. Das gesamte Ökosystem bestehend aus Zuliefer-, Dienstleistungs- und Wartungsunternehmen wird entsprechend mitwachsen. Somit belaufen sich die aktuellen Investitionen für Sachsen seit Ankündigung des „ECA“ bereits jetzt auf einen zweistelligen Milliardenbetrag.
In der Stadt-Umland-Region Dresden gibt es bereits seit längerem enge Verflechtungen zwischen der Landeshauptstadt und den umliegenden Städten und Gemeinden. Eine wichtige Grundlage der Zusammenarbeit bietet das seit 2003 bestehende informelle Netzwerk »Erlebnisregion Dresden« für die zukünftigen Mitarbeiter der Chiphersteller in Dresden und seiner Region. Quelle: www.Sachsen.de/Presse Hamburg-Heck

Titelfoto/Foto 1+2: Zeigten sich erfreut über den Fördermittelbescheid des Freistaates: Regina Kraushaar (Präsidentin der Landesdirektion Sachsen, Michaela Ritter Bgm. Radeburg, Bernd Wendsche Bgm. Radebeul, Dr. Stephan Rohde, Ralf Müller Bgm. Dohna, Dirk Hilbert und Michael Kretschmer. © Presse Hamburg-Heck (5)