Taiwanischer Chipkonzern TSMC baut für 10 Milliarden Euro erste Chipfabrik in Europa -Dresden als Standort für das Joint Venture mit Infineon, Bosch und NXP und Niederlands Chip
von Dr.h.c. Bernhard Heck
Der taiwanische Chipkonzern Taiwan Semiconductor Manufacturing Company (TSMC) baut zusammen mit den vier Partnerunternehmen Bosch, Infineon und NXP, einem niederländischen Chiphersteller,die dabei Minderheitsanteile von 10 Prozent übernehmen werden. Die neue Halbleiterfabrik mit einer Großinvestition von 10 Milliarden Euro wird im Norden Dresdens, dem Silicon Valley von der Landeshauptstadt entstehen. Insgesamt werden mehr als zehn Milliarden Euro investiert werden, so die Unternehmensführungen beim Spatenstich im August 2024. Der eigentliche Gewinner Dresdens, Oberbürgermeister Dirk Hilbert ,gibt sich bedeckt und nüchtern. Wohlwissend, dass seine Reisen nach Asien nun Früchte tragen, die er als Wirtschaftsbürgermeister säte. Beim Spatenstich stach der Dresdner OB im beigefarbenen Anzug aus dem Unikate schwarz tragenden Top-Manager und dem Bundeskanzler hervor. Der Münchner Halbleiterhersteller Infineon investiert fünf Milliarden Euro in ein neues Werk in Dresden, der Spatenstich erfolgte im Mai. Der US-Konzern Wolfspeed will im Saarland ein Werk für umgerechnet 2,75 Milliarden Euro bauen und Autozulieferer Bosch erweitert für drei Milliarden Euro seine Chip-Produktion in seinen Fabriken in Dresden und Reutlingen bis 2026. Dazu sagte der sächsische Ministerpräsident:“ Es ist ein großer Tag für Silicon Saxony und Sachsen, unsere jahrelangen Bemühungen haben gefruchtet. Dieser Bau einer komplett neuen Halbleiterfabrik wird Europas größtes Mikroelektronikcluster, Silicon Saxony, und den gesamten Wirtschafts- und Technologiestandort Sachsen weiter stärken und so für einen kräftigen Wachstumsschub sorgen. Vertrauen, das bedeutet Wertschätzung, Verlässlichkeit und Ehrlichkeit. Und wenn man TSMC beschreiben möchte und die Art, wie sie mit uns gearbeitet haben, die Art, wie sie mit ihren Kunden arbeiten, dann ist es Vertrauen. Und das in jeglicher Hinsicht. Es ist eine beeindruckende Art, wie wir in den vergangenen Jahren das gemeinsam umgesetzt haben. Dass wir heute hier so zusammen sein können, dass Silicon Saxony so entstanden ist, hat auch etwas mit Vertrauen zu tun. Und zwar Vertrauen von vielen, die miteinander an einem Ziel gearbeitet haben.«
Die neue Fabrik wird vor allem Chips für die Automobilbranche herstellen. Ende 2027 soll die Produktion im neuen Werk starten und mindestens 2.000 neue Jobs schaffen. Bundeskanzler Scholz sprach von der Aufgabe des Bundes:“ Sachsen ist ein Paradebeispiel dafür was Investitionen für die Chipindustrie bedeutet. Jeder dritte in Europa gefertigte Chip kommt hier aus dieser Region. ‑ Es ist gut, dass diese Entwicklung mit dem heutigen Spatenstich weitergeht. Aber das will ich an dieser Stelle ebenfalls klar sagen: Damit diese positive Entwicklung auch zukünftig weitergeht, müssen auch die gesellschaftlichen und die politischen Bedingungen weiterhin stimmen. Dafür brauchen wir weiterhin Offenheit für Investitionen und Lust auf Zukunft statt Abschottung und Zukunftsangst. Dafür brauchen wir weiterhin ein proeuropäisches und weltoffenes Deutschland statt Nationalismus und Ressentiments“.
Der Verein Silicon Saxony, der für Elektronik-Unternehmen im Raum Dresden, Freiberg und Chemnitz eintritt, hofft, dass neben den 2.000 Stellen der neuen Fabrik auch für Zuliefererindustrie mehr Arbeitsplätze entstehen. Durch das ESMC-Projekt sollen demnach 5.000 neue Stellen entstehen.
Der TSMC ist weltweit der größte Auftragshersteller für Halbleiter. Der Standort in Dresden wird der erste in Europa für TSMC, das bislang in China und Taiwan produziert. Die Ansiedlung ist Teil der Halbleiterstrategie der Bundesregierung. In der sächsischen Landeshauptstadt soll nun nicht nur irgendeine große, neue Halbleiterfabrik entstehen. sondern eine Chipfabrik für Europa! Geplant ist ein wirtschaftliches Gemeinschaftsprojekt unter dem Titel „ESMC“ – zu Deutsch „Europäische Gesellschaft für die Herstellung von Halbleitern“. Produziert werden Mikrochips, die in Smartphones, Computern oder Autos zum Einsatz kommen.
Dafür versprach die Ampelkoalition den Unternehmen fünf Milliarden Euro Staatshilfe. Pünktlich zur GrundsteinÂlegung teilte auch die EU-Kommission am Dienstag mit, dass sie die Beihilfe der Bundesregierung genehmige. EU-KommisÂsionspräsidentin Ursula von der Leyen erklärte beim Spatenstich: In Sachsen sei die intensive Zusammenarbeit zwischen jungen Start-ups und Weltkonzernen bereits zu beobachten. „Hier in der Region sind mehr als 2.500 Unternehmen der Chip-Branche ansässig, deshalb sind die fünf Milliarden gut investiertes Geld“.
Der Bund subventioniert die neue Fabrik fünf Milliarden Euro, die sich aus dem „EU Chip-Act“ speisen, mit dem die Europäische Union die europäische Halbleiterproduktion verstärken will. Fazit für die EU-Planung ein wichtiger Schritt, für Dresden ein wichtiger Meilenstein, denn Infrastruktur und Wohnungswesen müssen intensiviert werden und spült damit, zusätzlich Gelder in den „Klammen“ Stadtsäckel der Landeshauptstadt.
Fotos: Steffen Kugler für Bundesregierung (3)