Die Abbrucharbeiten an der Carolabrücke gehen nach dem Rückgang des Elbehochwassers stetig weiter. Auch Fernwärmekonzept für Neustadt überzeugte die Stadt Dresden
von Dr.h.c. Bernhard Heck
Damit gehen die Abbrucharbeiten an der Carolabrücke nach dem Rückgang des Elbehochwassers stetig weiter. Auch das Fernwärmekonzept der SachsenEnergie für die Neustadt überzeugte die Stadt Dresden. Laut Abbruchkonzept für die Reste des zerstörten Stranges C sollen die abgeknickten und schräg bis in den Fluss ragenden Trassenteile von den Pfeilern getrennt werden und vor Ort zertrümmert und geborgen werden. Geplant ist, dazu die in der Elbe liegende beiden V-Trümmerteile als Rampe zu nutzen, damit die Bagger an die schräg von Pfeilern herabhängenden Schenkel der Brücke arbeitsmäßig herankommen. Nach Schätzungen braucht es dafür einen Wasserstand von 2,30 Metern – der aktuelle Pegelwert ist 2,45 Meter (stand 05.10.24 10:00). Das Elbe-Hochwasser stoppte bekanntlich die Abrissarbeiten. Die Carolabrücke bestand aus drei Verkehrssträngen. Über Strang C, der in der Nacht am 11. September 3:04 ist die 330 Meter lange Brücke aus noch unbekannten Gründen eingebrochen ist, führten Straßenbahngleise sowie ein Rad- und Fußweg. Auf den Strängen A und B die noch unversehrt sind, befinden sich die Straßenspuren und der Rad- und Fußweg. Die komplette Brücke ist seit dem Teileinsturz für den Verkehr gesperrt.
In der Planung ist vorgesehen: Zunächst wird an beiden Ufern der Untergrund befestigt werden, um Strom- und Abwasserleitungen im Boden zu sichern, wenn die tonnenschweren Geräte zum Einsatz kommen. Dann geht es darum, die Brücke an den gebrochenen Gelenken abzulösen, damit die noch schräg hängenden Teile nach unten fallen, teilweise in den Fluss. Dafür muss an manchen Stellen ein sogenanntes „Fallbett“ errichtet werden. Erst dann können die schweren Betonteile zerkleinert und abtransportiert werden. Eine Bergung der großen Teile direkt aus dem Fluss ist nicht möglich, weil keine verlässliche Angriffsstellen an den kaputten Brückenteilen vorhanden sind, um dort ein Abbruchgerät vor Ort in der Elbe zu „verorten“. Andererseits sind die großen, tonnenschwere Teile zu schwer, für die Krangeräte. Deshalb müssen für das Zerkleinern und den Abtransport im Fluss entsprechende Rampen in die Elbe installiert werden. Liegen die großen Brückenteile im Fluss, werden sie als Teil dieser Rampe von den Bergungskränen zum Ufer Neustädter Seite befahren.
Parallel laufen die Vorbereitungen für die Provisorischen Fernwärmeleitungen auf der Augustusbrücke. Sie sichern im kommenden Winter die Wärmeversorgung der Neustadt und dem Dresdner Norden. Um ihrem Versorgungsauftrag in vollem Umfang nachzukommen, muss SachsenEnergie für den Winter 2024/2025 provisorisch eine zweite Hauptversorgungsleitung für Fernwärme über die Augustbrücke verlegen. Zu diesem Ergebnis kommen die Prognosen und Berechnungen der Fernwärmeexperten. Sofort nach dem Teileinsturz der Carolabrücke und der Zerstörung der Hauptversorgungsleitungen der Dresdner Fernwärme zur Neustädter Seite wurden verschiedene Varianten für eine zweite Hauptverbindung zwischen den beiden Elbseiten durchgeplant und der Stadt vorgelegt. „Wir dürfen keine Zeit verlieren. Die Augustusbrücke kommt als einzige Elbquerung infrage, über die wir die provisorischen Fernwärmeleitungen bis Mitte November verlegen können. Nur an dieser Brücke können wir die Rohre direkt in das Verteilnetz anschließen. Wir haben keine andere Chance als diese, um rechtzeitig zum Winterbeginn die umfängliche Wärmeversorgung zu sichern. Als Kommunalversorger ist das unser Auftrag, der kein Risiko zulässt. Denn keiner weiß heute, wann der erste Frost kommt und wie kalt der Winter werden wird“, erläuterte Dr. Rutger Kretschmer, Leiter des Geschäftsfelds Kraft und Wärme, deutlich die Situation vor der Presse.
Dabei haben die Versorgung der Krankenhäuser und Wohneinheiten oberste Priorität. Die Berechnungen kommen zu dem Ergebnis, dass ohne eine provisorische Hauptleitung über die Elbe ab einer Außentemperatur um die 0 Grad Celsius nicht mehr die volle Wärme zu jedem Kunden geliefert werden kann. „Insbesondere für die Krankenhäuser auf der Neustädter Elbseite und weitere 36.000 sensible Wohneinheiten ist das über einen längeren Zeitraum nicht zumutbar“, betonte Dr. Kretschmer. Die Bauarbeiten für die provisorische Leitung haben direkt nach der Zusage der Stadt vor wenigen Tagen begonnen.
Zwei schwarze Leitungen – für den Vor- und den Rücklauf der Fernwärme – mit einem Außendurchmesser von 56 Zentimetern (Innendurchmesser 40 Zentimeter) verlegt SachsenEnergie auf dem kompletten westlichen Fußweg der Augustusbrücke 1,60 Meter breit. Am Blockhaus auf der Neustädter Seite und vor dem Italienischen Dörfchen auf dem Theaterplatz werden sie jeweils in der Erde verschwinden und an das Verteilnetz angeschlossen. „Die Rohre sind mit Kunststoff ummantelt und haben eine Außentemperatur von 25 Grad Celsius. Sie stellen für die Umgebung keine Gefahr dar“, erklärte David Falkenberg, der den Bau der provisorischen Fernwärmeleitungen über die Augustbrücke leitet.
Im ersten Schritt zur Wiederherstellung der vollen Wärmeversorgung ersetzt SachsenEnergie seit 23. September 2024 die irreparabel zerstörten Leitungen am Carolaplatz. Damit vergrößert sich wieder die hydraulische Kapazität und es kann bei gleichem Druck mehr Fernwärme zeitgleich durch die Rohrleitungen fließen. Die neuen Leitungen sollen voraussichtlich Mitte November in Betrieb gehen. Durch den Teileinsturz der Carolabrücke wurde eine von zwei Hauptversorgungsleitungen mit Fernwärme zwischen den beiden Elbseiten irreparabel zerstört. Seither wird die in den Kraftwerken auf der Altstadt-Seite produzierte Fernwärme allein durch den Fernwärme-Düker unter der Elbe (Höhe Marienbrücke) auf die andere Elbseite transportiert und dann in das vorhandene Fernwärmenetz eingespeist. Somit wird die Fernwärme, nachdem sie durch den Düker geflossen ist, aktuell durch dünnere Rohre in den Dresdner Nordosten weiter transportiert.   Quelle: Stadt Dresden/SachsenEnergie, Presse Hamburg/Heck
Foto Titelseite: Ufersicherung an der Elbe für die Vorbereitung der Abbrucharbeiten. © Stadt Dresden